Das MPROLOG-Programm SARA produziert mit
Zufallsgeneratoren, Selektionsmatrizen und einem Wortgedächtnis auf
variierenden Aktionsebenen verstehbare Texte mit stimmbaren
Adjektiven und satzübergreifendem semantischem Ductus. Das
Weltwissen von Sara, die Textmodelle und Denkmusterlliegen in
mehrdimensionalen Matrizen. Strukturen sind vernetzte Nischen.
Medikamente und Enzyme sind zwei- bis drei-dimensionale
Nischennetze; neue Stoffe werden durch Variation der
Nischenfüllungen kreiert; ihre Verwendbarkeit prüft das
Wirkungsprofil.
Ein Satz ist ein eindimensionales Nischennetz, ein lineares
Nischenkollektiv. Ein Satz besteht aus syntaktischen
Nischen. Zur synthetischen Herstellung von Texten füllt Sara diese
syntaktischen Nischen mit randomisiertem Inhalt. Das
Wirkungsprofil, die Akzeptanz der kreierten Texte entscheidet über deren
Verwendbarkeit. Sara generiert moderne Lyrik, Gedichte und
Prosa. Für Text-Variationen randomisiert Sara Syntax oder Inhalt
der ausgewählten Texte. Es entstehen "Artefakte von Celan bis Blick". In
Anlehnung an cad (computer aided design) nenne ich dieses
"poetische Randomsystem" carp (computer aided random
poetry).
Sara imitiert die menschliche Textproduktion; anstelle der Phantasie des
Schriftstellers tritt der Zufallsgenerator. Die Macht des Zufalls prägt
diese Texte. Randomisierte Geschichten verfügen über eine erstaunlich
hohe Akzeptanz. Der stochastische Textgenerator ermöglicht
Stilimitationen, die kaum mehr als Artefakte erkannt werden können. Die
Celan-Variationen "erstrahlen" durch die Magie des Zufalls; sie zeigen
zudem die Dominanz der syntaktischen Struktur. Werden die syntaktischen
Nischen eines Celangedichtes nicht mit Zufalls worten aus dem
Celanlexikon, sondern mit Zufallsworten aus dem Nietzschelexikon
gefüllt, so bleibt das Gedicht ein "Celan-Gedicht"; die syntaktische
Struktur dominiert, das Lexikon coloriert.
Der deutsche Vers ist ein komplexes Gebilde dessen genaue Struktur
selbst Dichter und Wissenschafter oft nicht recht durchschauen.
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Sara imitiert die Texte empirisch; gesteuert durch die syntaktischen und
semantischen Topographien der zugrunde liegenden Texte generiert sie die
randomisierten Textvariationen.
Bei archäologischen Funden versuchen Laboratorien Figuren und Formen
nachzubilden; das Landesmuseum kopiert mit modernsten Mitteln solche
Funde; die Kopien können kaum mehr vom Original unterschieden
werden. Sara kopiert in ähnlicher Weise "literarische Funde". Bei
der Nachbildung bleiben wir nicht bei einer reinen Kopie des
Gedichtes stehen, sondern übernehmen nur die metrische Struktur und
varüeren mit dem Zufalls generator den Inhalt. Die Akzeptanz der "neu
kreierten" Gedichte